Worum geht’s eigentlich
Das größte Missverständnis ist, dass heutzutage Übersetzer und Dolmetscher von den meisten Menschen synonym verstanden werden, Fehler – das sind zwei verschiedene Berufe!
Der Übersetzer arbeitet mit geschriebenen Texten, idealerweise überträgt er in die eigene Muttersprache. Der Dolmetscher vermittelt hingegen das gesprochene Wort also „live“ zwischen zwei oder mehreren verschiedensprachigen Menschen. Bei beiden Berufen sind Fachkenntnisse enorm wichtig. Hier kommt schon der erste Unterschied bei den staatlichen Prüfungen zwischen Polen und Deutschland. In Deutschland gibt es zwei verschiedene Prüfungen zum Übersetzer und zum Dolmetscher. In Polen gibt es nur eine Prüfung, danach kann man sowohl geschriebenes als auch gesprochenes in die andere Sprache übertragen. In Deutschland muss man noch ein Fachgebiet wählen wie zum Beispiel Wirtschaft oder Rechtswesen.
Der klassische Weg zu diesen Berufen ist natürlich ein Hochschulstudium und dann die staatliche Anerkennung, also – einfacher gesagt – Prüfung. In Polen findet die Prüfung im Ministerium für Justiz in Warschau statt, in Deutschland hängt es davon ab, in welchem Bundesland man zur Prüfung antreten möchte. Es kann zum Beispiel ein Landesamt, Prüfungsamt oder Lehrkräfteakademie sein. Wobei in Deutschland schon bei der Meldung bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden müssen, wie zum Beispiel eine Berufsausbildung oder Berufserfahrung als Dolmetscher oder Übersetzer.
Wie sieht es praktisch aus?
In Polen besteht die Prüfung aus zwei Teilen, dem schriftlichen und mündlichen Teil. Die Erfolgsquote bei dieser Prüfung stimmt die Interresierten nicht gerade optimistisch. Den schriftlichen Teil besteht nicht einmal die Hälfte der Prüflinge, beim mündlichen Teil fallen die nächsten 80% durch.
„Es war der Horror“, „wenn du keine Beziehungen hast, geht’s einfach nicht“ oder „die lassen absichtlich durchfallen“ – sagen die meisten nach der Prüfung. In Deutschland ist es auch nicht besser, die allgemeine Bestehensquote liegt bei 33, 7 % (2014-2017).
Warum fallen so viele durch?
Um eins klar zu stellen: die Kenntnis der Sprache selbst bringt uns nicht zum Sieg, es ist ja kein Sprachquiz. Außer sprachlichen Fachkenntnissen werden hier strikt juristische Fachkenntnisse erwartet. Voraussetzung ist aber auch das Leseverstehen, andernfalls wimmelt es in dem Text von Sachfehlern. Nun, zur Prüfung zurück: beim schriftlichen Teil werden vier Texte ca. 200-250 Wörter in etwa 4 Stunden übersetzt, ein Wörterbuch ist erlaubt, sofern überhaupt Zeit belibt, um da reinzuschauen.
In Deutschland besteht der schriftliche Teil der Prüfung hingegen aus vier Hausarbeiten und sechs Klausuren. Der mündliche Teil hat sechs Abschnitte. Außer der Konsekutiv – und Stegreifübersetzung kommen hier noch Gespräche in beiden Sprachen über unterschiedliche Gebiete der allgemeinen Landeskunde.
Und was ist mit Stress?
Stress, um nicht zu übertreiben, ist unser größter Feind. Das sieht man vor allem beim mündlichen Teil. Und um nicht zu vergessen: wenn man hier durchfällt, fängt der ganze Spaß wieder von vorne an: Antrag stellen, Gebühr entrichten und warten bis ein neuer Termin angeordnet wird.
Was kann ich empfehlen?
Es gibt nichts offensichtlicheres als: Übung, Übung, Übung. Seien wir ehrlich: beim mündlichen Teil ist es nicht möglich 100% des Textes wiederzugeben. Daher lohnt es sich darauf vorzubereiten, aber no Panic, alles langsam. Sicher ist eine mündliche Prüfung für viele recht unangenehm und es ist klar, dass jeder es schon hinter sich bringen will. Aber ich sage Euch, es gibt nichts schlimmeres, was bei einer Prüfung passieren kann, als den Kopf zu verlieren. Und, auch wichtig! Auf keine Fall versuchen alles aufzuschreiben. Besser ist wirklich zuzuhören und den Sinn im Kopf zu behalten, eventuell Daten und Namen notieren anstatt versuchen alles aufzuschreiben und es dann nicht lesen können.
Lohnt es sich überhaupt?
Ehrlich, dass weiß ich noch nicht. Ich habe diese Prüfungen immer als die Krönung meiner ganzen Ausbildung und langjähriger Bemühungen gesehen. Ich bin in dieser Materie noch ein Grünschnabel aber mal sehen was die Übersetzerwelt mir noch anzubieten hat. Und als Übersetzer oder Dolmetscher hat man viele interessante Möglichkeiten seine Karriere weiterzuleiten. Alles hängt von uns ab. Also nicht aufgeben und viel Erfolg!
Mehr Infos zu den Prüfungen findest Du hier:
Für Polen: https://www.gov.pl/web/sprawiedliwosc
Für Deutschland: https://www.bdue.de/der-beruf/wege-zum-beruf/staatliche-pruefung/
Irena Machura
der Wegweiser, die Wegweiser – drogowskaz
das Missverständniss, die Missverständnisse – nieporozumienie
der Übersetzer, die Übersetzer – tłumacz
der Dolmetscher, die Dolmetscher – tłumacz ustny
die Muttersprache, die Muttersprachen – język ojczysty
hingegen – natomiast
verschiedensprachigen – różnojęzyczny
die Fachkentnis, die Fachkenntnisse – wiedza fachowa
der Unterschied, die Unterschiede – różnica
staatlich – państwowy
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das Fachgebiet, die Fachgebiete – dziedzina, specjalność
die Wirtschaft – gospodarka
das Rechtswesen – sądowinictwo
die Anerkennung, die Anerkennungen – uznanie
das Landesamt, die Landesämter – urząd w danym niemieckim Landzie
das Prüfungsamt, die Prüfungsämter – biuro egzaminacyjne
die Lehrkräfteakademie, die Lehrkräfteakademien – akademia nauczycielska
die Voraussetzung, die Voraussetzungen – warunek wstępny
die Berufserfahrung, die Berufserfahrungen – doświadczenie zawodowe
schriftlich – pisemny
mündlichen – ustny
die Erfolgsquote, die Erfolgsquoten – wskaźnik sukcesu
der Prüfling, die Prüflinge – egzaminowany
erwarten – oczekiwać
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der Abschnitt, die Abschnitte – część
die Konsekutivübersetzung, die Konsekutivübersetzungen – tłumaczenie konsekutywne
die Stehgreifübersetzung, die Stehgreifübersetzungen– tłumaczenia z kartki
das Gebiet, die Gebiete – obszar
die Landeskunde, die Landeskunden – krajoznawstwo
der Feind, die Feinde – wróg
die Gebühr, die Gebühren – opłata
entrichten – uregulować
anordnen – ustalić
offensichtlicheres – oczywiście
unangenehm – nieprzyjemnie
den Kopf verlieren – tracić głowę